Mindestabstand zur Schleusenkammer erfordert 42-Meter-Wippspitze
Ein saniertes Sperrtor der Rheinschleuse Gambsheim (Frankreich) an Europas wichtigster Wasserstraße musste im vergangenen Herbst nach zehnmonatiger Instandsetzung wieder in die große Schleusenanlage eingebaut werden. Das mit den Kranarbeiten beauftragte Unternehmen MSG Krandienst GmbH mit Sitz in Kehl (Baden-Württemberg) war dafür mit vier Mobilkranen angerückt. Für den Einhub des 84 Tonnen schweren Tores schickte MSG zwei seiner modernsten Liebherr-Mobilkrane zum Schleusenbauwerk auf die französischen Rheinseite.
Eine äußerst begrenzte Arbeitsfläche, geforderte Mindestabstände der Krane zum Schleusenbecken und eine Bruttolast von 94 Tonnen: Diese Parameter machten den Einbau eines Sperrtors an der Gambsheimer Rheinschleuse nahe Straßburg für die Kranexperten von MSG zu einer kleinen Herausforderung. „Aufgrund der laufenden Sanierungsarbeiten hatten wir nur sehr wenig Stellfläche für unsere Krane zur Verfügung. Das war der Knackpunkt bei diesem Auftrag“, erzählt Christian Spreuer, verantwortlich für die Projektplanung bei Großkran-Einsätzen bei MSG und zuständig für den kniffligen Job am Oberrhein.
Fast vier Jahre lang wird die mit zwei riesigen Kammern ausgestattete, 50 Jahre alte Staustufe grundlegend saniert. Im Durchschnitt nutzen täglich fast 100 Schiffe – darunter große Lastkähne und lange Schubverbände – diese Schleuse am Oberrhein, um darin etwas mehr als zehn Höhenmeter auf dem Rheinkanal zu überwinden. Die beiden Rinnen der Anlage werden nacheinander gewartet und instandgesetzt. Dafür müssen die mächtigen Schleusentore ausgehoben und später wieder eingebaut werden.
Kran operiert über Kran
Bei dieser Montage machte die knappe Stellfläche für die beiden 8-Achs-Mobilkrane von Liebherr einen überaus komplexen Hebevorgang erforderlich. Die Krane mussten so nah beieinander aufgebaut werden, dass aufgrund der Zwangsausladung des LTM 1650-8.1 ein Durchschwenken des gewaltigen Schleusentors zwischen den Fahrzeugen nicht möglich war.
Zunächst musste das massige Stahltor zusammen mit zwei kleinen Hilfskranen aufgestellt und danach von den Großgeräten übernommen werden. Nach einer Richtungsdrehung des Bauteils um 180 Grad wurde das Tor in weitem Bogen um den LTM 1450-8.1 geführt und über die Wasserfläche Richtung Ziel geschwenkt. Dieses präzise Zusammenwirken der beiden Liebherr-Geräte forderte den Kranführern Klaus Himmelsbach und Ralf Göltzer ein hohes Maß an Konzentration ab. Mit seiner 42 Meter langen Gitterspitze am wenig ausgefahrenen Teleskopmast operierte und schwenkte der LTM 1650-8.1 über den kleineren Fahrzeugkran hinweg.
Die wippbare Spitze lieferte zudem die nötige Ausladung von 40 Metern beim Einsetzen des Tors in die Schleusenkammer. Hier war noch einmal absolutes Fingerspitzengefühl der Männer in den Krankabinen gefordert: Nur wenige Handbreit entfernt vom auskragenden Dach des „Towers“ der Anlage musste das acht Meter hohe und 24 Meter breite Schleusentor in die Kammer abgesenkt und dort exakt in seiner Verankerung positioniert werden.