Veröffentlicht am 21.05.2010
Im Jahr 2004 erschien das letzte aktuelle Kranmodell, der LTM 1045/1 von Herpa, und seitdem war in diesem speziellen Modellsektor eher Sendepause.
Umso größer war die Begeisterung, als SIKU auf der Int. Spielwarenmesse 2009 das Handmuster eines neuen Kranmodells präsentierte!
Aber SIKU? Ist das nicht eher Spielzeug für grob zupackende Kinderhände als ein feines Vitrinenmodell für einen H0-Sammler?
Wir werden sehen.
Der erste Eindruck stimmt jedenfalls schonmal. Das bekannte Gelb der Liebherr Werkslackierung ist gut getroffen, ebenso die grau abgesetzten, unteren Bereiche des Siebenachsers. Allerlei Aufdrucke wie die Frontscheinwerfer werten das Modell auf.
Nochmals ist die Qualität der Aufdrucke zu erkennen. Da unterscheidet sich das "Spielzeug" nicht mehr von einem Sammlermodell. Die Reifen sind gummiert und haften sehr gut auf der Fahrbahn. Der Haken ruht im Fahrzustand in einer Öse vor der Fahrerkabine.
SIKU ist zwei große Kompromisse zu Gunsten des hohen Spielwerts eingegangen: Der mächtige Konterballast läßt sich nicht abnehmen, sondern ist fest mit dem Mobilkran verbunden. Deshalb überragt das Fahrzeug die max. Höhe von 4m deutlich.
Ebenso stört die Kurbel für das Hubwerk den optischen Eindruck des versierten Sammlers. Die Winde ist mit einer Zahnung und einem kleinen Haken ausgestattet, so daß sie auch unter Last nicht von allein abspult.
Auch in der Draufsicht macht das Baufahrzeug eine gute Figur.
Die beiden Leitern, links und rechts auf dem Unterwagen, sind mit silbernen Aufdrucken vom grauen Fahrzeug abgesetzt, der Motor ist stilisiert nachgebildet und wird von der wuchtigen Auspuffanlage überragt.
Oben: Die "Schokoladenseite" dieses Modells ist die Fahrerseite.
Links: Auf der großen, 20 Tonnen schweren, Ballastplatte stehen die beiden Türme zu je 50 Tonnen. Ein paar angedeutete Hydraulik- leitungen sind ebenfalls zu erkennen.
Am Unterwagen befinden sich vier Unterlegkeile und eine Anhängerkupplung, die jedoch nicht funktionsfähig ist. Eine kleine Überraschung sind die rot bedruckten Rücklichter.
Ein Kran gehört auf die Baustelle!
Der Liebherr LTM 1400-7.1 verfügt im Original über beeindruckende technische Daten:
Die max. Hublast beträgt 400 Tonnen bei 3m Ausladung, die max. Hakenhöhe liegt bei 60m, mit Verlängerungen geht es noch wesentlich höher hinaus.
Das Modell bleibt in der max. Hakenhöhe zurück, da sich der Teleskopmast nur einmal ausziehen läßt. Dieser Mastschub besteht aus Kunststoff und stimmt farblich nicht exakt mit den lackierten Gußteilen überein, was bei dem Materialmix fast nicht zu vermeiden ist. Der Oberwagen ist drehbar und die Auslage in alle Lagen einstellbar.
Die Oberwagenkabine macht einen schmalen Eindruck. Dieser Arbeitsplatz ist nichts für stämmige Preiser-Kerle.
Die Stützen lassen sich ausziehen und verlaufen schräg nach unten. Mit diesem üblichen Trick für Kranmodelle verleiht SIKU dem Kran hohe Standfestigkeit und hebt die Räder vorbildgerecht vom Boden ab. Die Hakenflasche ist ebenfalls aus Guß und sorgt durch ihr Eigengewicht für den nötigen Zug am stabilen Seil.
Fazit: Natürlich ist der Kran eher ein Spielzeug als ein 100%iges Sammlermodell.
Kaufentscheidend war die aktuelle Typenaus- wahl für mich, da die Kranfahrzeugvorbilder dieser Größe von Kibri inzwischen viele Jahre alt und kaum noch im Einsatz anzutreffen sind.
Das "Grundmodell" des Liebherr LTM 1400-7.1 von SIKU bietet eine gute Ausgangsbasis für weitere Verbesserungen.
Bereits beim Kauf des Modells stand für mich die farbliche Superung fest. Mit dieser Idee stehe ich auch nicht alleine da, denn schon auf der Modelshow Europe 2010 waren mehrere SIKU-Kräne zu entdecken, an denen massiv gearbeitet wurde, meist handelte es sich um Änderungen am Konterballast. Soweit wollte ich jedoch nicht gehen.
In der Hauptsache ging es mir um farbliche Details, die durch ein paar Veränderungen am Modell ergänzt wurden. Türgriffe sowie die Öffner der Staufächer wurden schwarz abgesetzt, die Löcher des riesigen Auspuff- endtopfs matt geschwärzt. Die Chromköpfe der Radnaben wurden den Felgen angepaßt.
Tip: Das Lufthansa-Gelb von Revell eignet sich ziemlich gut für die orangenen Teile, das Blaugrau von Revell kommt dem Farbton des Fahrgestells sehr nahe.
Leider ließen sich von den seitlichen Abstützungen nur die senkrechten Elemente blaugrau streichen. Im Fahrgestell befinden sich vermutlich kleine Klammern, die die Stützen etwas schwergängig machen sollen und die Farbe fast vollständig abkratzen. Die Warnschraffur wurde in Form von Naßschiebern aufgebracht und mit Klarlack versiegelt.
Die Außenspiegel entstanden anhand von Originalfotos im Eigenbau. Die Spiegelflächen wurden gesilbert.
Der dicke "Schnürsenkel" wurde gegen ein maßstabsgerechteres Seil getauscht.
Am Oberwagen gab es auch einige Änderungen. Die beiden Rundumleuchten wurden orange bemalt, die komplette Auspuffanlage gesilbert und die Abgasöffnung ebenfalls matt geschwärzt. Der Laufsteg der Oberwagenkabine sowie einige Bereiche des Unterwagens wurden mit fotogeätztem Riffelblech beklebt.
Ein wichtiges Anliegen an diesem Modell war mir die Beseitigung der störenden Kurbel für das Hubwerk. Dieses ca. 2,5cm lange Ungetüm stempelte den ansonsten gelungenen Kran zum Kinderspielzeug. Zum Glück ließ sie sich relativ leicht aus dem Oberwagen herausziehen. Die Achse wurde gekürzt und mit Kraftkleber ein abgetrennter Kopf einer Schlitzschraube aufgesetzt.
Nach der Verklebung wurde der Schraubenkopf sehr dick mit Farbe und Klarlack bestrichen, damit die Farbe auch nach einigen Schraubendreherkontakten nicht verkratzt ist.
Die Rückleuchteneinheiten sind von SIKU ab Werk rot bedruckt. Ich habe je zwei Felder mit Orange und Weiß dem Vorbild angepaßt und die vier Unterlegkeile farblich vom Grau des Fahrgestells abgesetzt, um so dem Gesamt- bild etwas mehr Abwechslung zu verleihen.
In der MAZ 3/2010 erschien ein Artikel über diesen Umbau.
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