Veröffentlicht am 14.12.2012
Im Oktober 2009 erkrankte das linke Auge meines Pferdes Abby an einer Hornhautentzündung (Keratitis maculosa).
Als die Krankheit begann fiel mir ein kleiner weißer Schatten im Auge auf. Zu erst wurde eine Infektion der Hornhaut vermutet und das Auge mit Antibiotika und Antimykotikum (Arzneimittel gegen bakterielle und Pilzinfektionen) behandelt. Ein Erfolg stellte sich allerdings nur für sehr kurze Zeit ein.
Der Fleck wurde schließlich wieder größer und die Hornhaut begann sich zu verformen. Als sich ein kleines Blutgefäß in der Hornhaut bildete ging die wieder Trübung zurück. Diese Besserung war leider auch nur vorübergehend.
Ein Besuch in der Pferdeklinik bei einer auf Augenkrankheiten spezialisierten Tierärztin sollte nun Klarheit in diese merkwürdige Krankengeschichte bringen.
Die Diagnose lautete Keratitis maculosa. Diese Form der Hornhautentzündung verläuft in den meisten Fällen schmerzlos, ohne Schwellung der Bindehäute oder vermehrten Tränenfluß, so dass lediglich die Trübung der Hornhaut auffällt. Auslöser für diese Hornhautentzündung können vorangegangene kleine Verletzungen oder eine Herpesinfektion sein. Bei der immunvermittelten Variante von Abby ist dies allerdings häufig nicht der Fall sondern das Immunsystem spielt plötzlich ohne Grund verrückt und bildet dieses Trübung.
Die immunaktive Hornhautentzündung wird in der Regel mit cortisonhaltigen Augensalben behandelt. Dies erhöht allerdings die Gefahr für Hornhautverletzungen. Die Keratits schwächt die Hornhaut und das Cortison macht sie ebenfalls anfälliger für Verletzungen. Sobald nur der kleinste Verdacht einer Hornhautverletzung besteht darf sofort kein Cortison mehr gegeben werden. Sonst besteht die Gefahr einer völligen Zerstörung der Hornhaut, die mit einer operativen Entfernung des Auges endet.
Abby bekam gegen Ende der Behandlung eine Hornhautverletzung in Form einer kleinen weißen Unebenheit der Hornhaut. Das Auge war stark zugeschwollen, tränte und sie hatte starke Schmerzen. Durch die Schmerzen war die Pupille stark verengt. Deshalb bestand die Gefahr, dass die Iris über der Pupille zusammenklebt. Eine solche Verklebung läßt sich nicht rückgängig machen. Je nach Größe der Verklebung kann dies einen erheblichen Verlust der Sehkraft bis hin zur Erblindung bedeuten. Um dieses zu vermeiden bekam Abby als Erstversorgung unter anderem pupillenerweiternde Tropfen ins Auge. Die Wirkung dieser Tropfen kann mehrere Tage bzw. bis zu 2 Wochen anhalten. In dieser Zeit ist die Sehkraft eingeschränkt und das Auge ist sehr lichtempfindlich. Deshalb muss das Pferd in diesem Zeitraum entweder in einer abgedunkelten Box stehen oder eine Augenklappe tragen.
Abby bekam in ihre Fliegenmaske zur Abdunkelung eine halbseitige Abdeckung genäht. Da sie scheinbar keine Probleme mit dieser eingeschränkten Sicht hatte, konnte sie wie gewohnt mit ihrer Herde auf die Weide. Voraussetzung hierfür ist allerdings eine gut sitzende Augenklappe und Weidekumpel die nicht versuchen die Maske vom Kopf zu ziehen.
Die Hornhautverletzung wurde mit Antibiotika und Antimykotikum behandelt und heilte problemlos ab. Die Hornhauttrübung verschwand mit Abheilung der Verletzung ebenfalls völlig.
Jedes Jahr in den Wintermonaten bricht bei Abby die Hornhautentzündung wieder aus. Bei rechtzeitiger Behandlung mit Cortison kann sie jedoch recht gut unterdrückt werden.
Im Frühjahr 2012 folgten nach einer Keratis zwei Hornhautverletzungen.
Auf Grund neuerer Forschungen mit Cyclosporin A-Implantaten bei der immunvermittelten Keratitis wurde bei Abby versucht mit der Gabe von cyclosporinhaltiger Augensalbe ein erneuter Ausbruch dieser Krankheit zu verhindern. Auch dieser neue Behandlungsansatz blieb erfolglos.
Der Krankheitsverlauf im Frühjahr 2012 deute schon eine Verschlechterung an. Die Krankheit pausierte in diesem Sommer nicht wie gewohnt sondern musste zwischendurch immer wieder behandelt werden. Im Herbst brach die Krankheit wieder heftiger aus und es kam zu einer sehr großen Hornhautverletzung. Innerhalb von ein paar Tagen war absehbar, dass diese Verletzung nicht so unproblematisch wie die vorangegangenen Hornhautverletzungen verheilen wird. Diese immer häufiger auftretende Keratis mit den daraus resultierenden Hornhautvererletzungen wurde bereits 3 Jahre zuvor prognostiziert.
Im Dezember 2012 wurde das Auge entfernt.
© 2024 hadel.net